Eine vierköpfige Band spielt, ein Mann filmt sie mit der Kamera

Vernetzung und Kooperation

Der Thementext im Masterplan Kultur Hessen zu Vernetzung und Kooperation.

Die Vielfalt der hessischen Kultur ist ihre große Stärke. Dabei sind Vernetzung und Kooperation der einzelnen Akteurinnen und Akteure von zentraler Bedeutung: Sie stärken die Kulturakteurinnen und -akteure strukturell, schaffen inter- oder transdisziplinären Austausch, führen Perspektiven zusammen, ermöglichen Wissenstransfer und starten kreative Prozesse. Dabei greifen Vernetzung und Kooperation ineinander. Vernetzung schafft gezielten Austausch. Kooperation als Zusammenarbeit auf Augenhöhe und gemeinsames Schaffen von Neuem setzt Vernetzung sowie das damit einhergehende Vertrauen der Beteiligten ineinander voraus. So befördern Vernetzung und Kooperation Synergien und Innovationen.

Vernetzung und Kooperation sind in vielen kulturellen Bereichen bereits gelebte Praxis: Hessen ist die Heimat zahlreicher Kulturverbände, die innerhalb ihrer jeweiligen Sparte sicherstellen, dass ihre Mitglieder miteinander in einem kontinuierlichen Dialog und Austausch sind. Darüber hinaus existieren bereits zahlreiche vorbildliche Projekte aus den unterschiedlichsten Sparten. Mit dem Programm „LandKulturPerlen“ fördert das Land die Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen. Ziel ist es, bestehende Kulturarbeit sichtbar zu machen, Akteurinnen und Akteure zu vernetzen und zu beraten und Impulse für gemeinsame kulturelle Bildungsarbeit zu geben. FLUX ist ein Netzwerk von Theatern und Schulen in Hessen. Es bietet ein kuratiertes Gastspielprogramm, theaterpädagogische Workshops sowie Weiterbildungsangebote für hessische Schulen in ländlichen Räumen oder mit besonderem Förderbedarf. Es unterstützt künstlerische Projekte von professionellen Tanz-, Theater- und Performancekünstlerinnen und -künstlern mit einem Fokus auf junges Publikum. Außerdem entwickelt FLUX gemeinsam mit den Menschen vor Ort Formate, die vom einmaligen Theatergastspiel bis zum partizipativen Langzeitprojekt reichen, und organisiert jährliche Vernetzungstreffen zwischen Künstlerinnen und Künstlern, Schulen und Gemeinden. In der Hessischen Theaterakademie (HTA) haben sich alle an der Theaterausbildung in Hessen beteiligten Hochschulen mit den Stadt- und Staatstheatern zu einem Studien- und Produktionsverbund zusammengeschlossen. Vielfältige Querverbindungen, gemeinsame Projekte und Ausbildungsschwerpunkte eröffnen den Studierenden neue Möglichkeiten, sich auf die Komplexität des Berufsfeldes der darstellenden Künste vorzubereiten, eigene Stärken zu erproben und neue Formate auszuprobieren.

Die KulturRegion FrankfurtRheinMain pflegt die nationale und internationale Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichsten Institutionen und Kreativen. Der Kulturfonds Frankfurt RheinMain fördert innovative Projekte in der Region Frankfurt/Rhein-Main. Der Fonds wird hälftig vom Land und hälftig von den beteiligten Kommunen getragen. Sein Ziel ist es, das Interesse an möglichst vielen unterschiedlichen Kulturangeboten in der Region zu fördern und zugleich eine breite Palette an Kulturprojekten in der Region zu ermöglichen.

Im Juli 2021 ist zudem das Verbundnetzwerk hessischer Museen und Sammlungen zum Umgang und Veröffentlichung von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten gestartet. Unter dem Vorsitz des Landesmuseums Wiesbaden erprobt Hessen eine gezielte Vernetzung mit Museen und Forschungseinrichtungen in Trägerschaft des Landes, der Kommunen, der Kirche und in privater Trägerschaft, um gemeinsam Strategien zur Erforschung und besseren Sichtbarkeit von Kulturgütern und Sammlungen mit kolonialen Wurzeln zu entwickeln. Angestrebt sind etwa Verbundprojekte zur Einwerbung von Drittmitteln, Forschungs- und Ausstellungskooperationen. Gemeinsam mit dem Hessischen Museumsverband sollen insbesondere kleinere Einrichtungen integriert werden.

Die Vision

Die hessische Kulturpolitik hat zum Ziel, vernetzende Strukturen der Kultur in allen Bereichen weiter zu stärken und die Bildung von Kooperationen zu unterstützen.

Auf den bestehenden Vernetzungsprojekten will das Land aufsetzen, denn Kunst und Kultur leben von Kommunikation und Austausch. Diesen Austausch zwischen den Kulturinstitutionen, den Kulturvereinen und -verbänden sowohl untereinander als auch mit anderen gesellschaftlichen Bereichen will das Land fördern und begleiten. Dies sind zum Beispiel Verwaltung, Kommunen, Politik, Wirtschaft, Kitas, Schulen und Hochschulen, Medien, Tourismus sowie Ehrenamt, Stiftungen, Verbände, gemeinnützige Organisationen, Kirchen und andere Religionsgemeinschaften und viele mehr. Dialogformate und gemeinsame Projekte von Kreativen über Verbands- und Sparten-, aber auch Generationengrenzen hinweg will das Land stärker erproben. Hessen will zudem die Vernetzung von Kulturakteurinnen und -akteuren unterschiedlicher Professionalität fördern, um so durch Wissenstransfer die ehrenamtlich getragenen Institutionen zu stärken; damit einher geht auch das Hinwirken auf die Absenkung von Zugangsbarrieren zu Netzwerken. Autonomie und Vielfalt der einzelnen miteinander kooperierenden Kulturinstitutionen sollen auch in gemeinsamen Strukturen gewährleistet sein. Sie will die Vernetzung zur Wissenschaft stärken. Zur Weiterentwicklung im Bereich Kooperation macht es sich Hessen zum Ziel, hier weitere Anreize zu schaffen, Kooperation soweit rechtlich möglich zu erleichtern und erfolgreiche Projekte sichtbar zu machen. Ein weiteres Anliegen ist die Stärkung der Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg. Internationaler Austausch und interkulturelle Begegnungen befruchten den kreativen Prozess und sind ein wichtiger Baustein für die Zukunft des Kulturstandorts Hessen. Die Vernetzung und, wo möglich, Kooperation zwischen Schulträgern, Musikschulen und Musikvereinen sieht das Land als Beitrag zur Stärkung der Kulturellen Bildung (siehe Kapitel Kulturelle Bildung).

Folgende Handlungsfelder wurden im Beteiligungsprozess für wichtig erachtet. Aus diesen wurden erste Maßnahmenvorschläge abgeleitet, um die im Beteiligungsprozess beschriebenen Aufgaben konkret umzusetzen.

  • Übersicht über bestehende Akteurinnen und Akteure sowie Netzwerke ermöglichen (z. B. durch Digitalisierung sowie Prüfung geeigneter Möglichkeiten für eine partizipative Aktualisierung des Kulturatlas Hessen, etwa durch Etablierung einer Webseite mit Möglichkeiten der Kontaktaufnahme).
  • Bedarf für Unterstützungsangebote zur Netzwerkbildung erfassen und analysieren (z. B. durch eine Potenzialanalyse gemeinsam mit der kommunalen Familie).

  • Förderung von Kooperationen zwischen Kulturinstitutionen sowie Kulturakteurinnen und -akteuren systematisieren (z. B. durch Aufnahme entsprechender Projekte in die Förderung, Berücksichtigung erfolgter Kooperationsarbeit als Bestandteil der Projektförderung, Unterstützung von Kooperationsarbeit in Anbahnungsphasen).
  • Beratung für Kulturakteurinnen und -akteure zur Vernetzung und Kooperation bereitstellen (z. B. über die Hessische Kulturstiftung, den KulturfondsFrankfurt RheinMain).
  • Bildung von Kooperationen und Netzwerken unabhängig von der Trägerschaft unterstützen (z. B. nach dem Vorbild des FLUX-Netzwerks Theater und Schule).

  • Vernetzung und Austausch zwischen Kulturverbänden, Land und Kommunen über Kulturpolitik und Kulturförderung nach dem Vorbild anderer Bundesländer systematisieren (z. B. durch einen Kulturbeirat).
  • Thematische Netzwerke z. B. zwischen Wissenschaft und Kultur stärken und systematisch fördern (z. B. analog zu den bestehenden, im Status quo beschriebenen Beispielen im Bereich der Provenienzforschung, möglichen Bedarf auch für andere Forschungsbereiche klären).
  • Netzwerkarbeit gezielt fördern (z. B. durch Aufnahme des Aspekts in die Kulturförderrichtlinien für die jeweiligen Sparten)
  • Verbände und Kreative bei der spartenübergreifenden Vernetzung unterstützen (z. B. durch gezielte Themenveranstaltungen, Etablierung von Vernetzungsformaten, Beratungsangebote).

Folgende Maßnahmen sind Vorschläge für eine konkrete Umsetzung in einer kurz- oder mittelfristigen Perspektive: 

  • Verständigung mit kommunaler Familie und Kulturverbänden über die Struktur eines Kulturbeirates, um gemeinsame Interessen im Hinblick auf die Kulturpolitik zu bündeln und artikulieren zu können und um spartenübergreifend relevante Themen (z. B. Nachhaltigkeit) diskutieren zu können.
  • Prüfen, wie die Regionalpartnerschaften des Landes Hessen in Europa noch stärker mit Kooperationen im Kulturbereich unterlegt werden können (z. B. durch Ausweitung des Programms „Internationaler Kulturaustausch“).
  • Kooperationen in den vom Land verantworteten Förderrichtlinien stärken.
  • Die Ergebnisse des Kulturatlas digital aufbereitet zur Verfügung stellen und gemeinsam mit den Institutionen, Vereinen sowie Akteurinnen und Akteuren so aktualisieren, dass eine kulturelle Landkarte Hessens entsteht.
  • Förderung von Kooperationen zwischen Hochschulen sowie Kulturakteurinnen und -akteuren für einen interdisziplinären Wissenstransfer und gemeinsame kulturelle Projekte.
  • Gemeinsam mit den Kulturverbänden in den Austausch darüber treten, wie spartenübergreifende Vernetzung institutionalisiert werden kann.

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